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Logbuch 2006
Teil 1 - Von der Insel Elba bis Santa Maria di Leuca

12. April 2006 - 18. Mai 2006


23. Februar bis 12. April die Vorbereitungen
Am 22. Februar war mein letzter Arbeitstag! Nach 35 Dienstjahren habe ich den (zumindest Vor-) Ruhestand erreicht und kann endlich den lang gehegten und -gepflegten Traum langer Törns an Bord meines Bootes verwirklichen.
Am nächsten morgen bin ich gleich zu der Insel Elba gefahren wo mein Boot stationiert war und die lange Arbeit der Vorbereitungen, der Änderungen und der Einbauten begann um den Komfort für das Leben an Bord zu verbessern.
Während dieser Zeit habe ich einen watermaker, einen Batterie-Monitor, einen Navtex-Empfänger, eine Freisprechanlage für das Satelliten-Telefon, einen neuen Sitz beim Navigationstisch, einen neuen Boden im Steuerstand eingebaut, alle Batterien durch Gel-Batterien ersetzt und viel Holz neu lackiert.
Ende März fuhr ich dann wieder für drei Tage nach Hause um die Wohnung, Auto etc. für die längere Abwesenheit "stillzulegen" und am 3. April fuhren meine Frau (der Admiral) und ich (der Skipper) zurück zu unserem Boot.
Internetzugang für den laptop in Italien: Vodafone prepaid, GPRS/UMTS aktiviert, Internet-Angebot via GPRS/UMTS für 30 Euro/monat und 30 Stunden/Monat ohne Mengen-Limite (bis September 2006 sind es sogar 60 Stunden/Monat) aktiviert. Ausser ein paar wenige Ausnahmen, war UMTS überall vorhanden und über UMTS zu internetten ist beinahe wie zuhause mit einem schnellen ADSL.

12. bis 17. April, Elba - Giannutri - Rom - Nettuno

 
Elba    links: die Eskorte mit einer etwas ramponierten Flaggenparade. rechts: Rondinara setzt sich in Bewegung

Gegen Mittag geht es endlich los und wir werden ein Stück weit von einem anderen Boot mit unseren Töchtern, Nichte und jeweiligen Freunden und Ehemännern unter Flaggenparade begleitet.Die erste Etappe ist ganz kurz, nur so zum Testen der ganzen Technik, und wir ankern über Nacht in der Bucht von Porto Azzurro.
Am nächsten Morgen geht es dann in einer 8-stündigen Fahrt unter Motor mit wenig Segelunterstützung weiter zu der südlichsten Insel des toskanischen Archipels, Giannutri wo wir in der grossen südlichen Bucht den Anker fallen lassen. Welche Überraschung! Die Insel ist nahezu unbewohnt und dennoch funktioniert das Internet via laptop und UMTS-handy sowie das Fernsehen tadellos. Wir sind auch ganz allein! Traumhafter Zustand wenn man die Gegend nur aus den Monaten Juli und August kennt.
Wir haben die ganze thyrrhenische Küste sehr gut aus den Törns in den letzten 25 Jahren kennengelernt und, wenn das Wetter es erlaubt, wollen wir zügig weiter nach Süden kommen zumal die Aussen- und die Wassertemperaturen für diese Jahreszeit ziemlich kühl sind. Die Heizung läuft mindestens nachts immer mit.
Am nächsten Tag ist es ziemlich windlos und wir fahren dann gleich weiter zu dem Porto Turistico di Roma um die schöne Stadt Rom erneut zu besuchen (ist ja immer eine Reise wert...).


 
Rom    links: Rondinara im Porto Turistico di Roma. rechts: das obligate Bild der Fontana di Trevi

Der neu erbaute Porto Turistico di Roma ist sehr gepflegt und bietet alle Komforts. Die Marina liegt bei Ostia, von wo man mit Bus, Eisenbahn und Metro in ca. 40 Min. ins Zentrum von Rom gelangt. So machen wir das und besuchen Rom ausgerechnet am Samstag vor Ostern, d.h. immense Massen von Touristen.
Draussen bläst am Sonntag morgen der Scirocco, so bleiben wir eine weitere Nacht im sicheren Hafen. Liegekosten in dieser Jahreszeit: 25 Euro/Tag + 1.5 Euro/Tag für Wasser. In den Münz-Waschautomaten der Marina wird auch ein grosser Sack Wäsche auf Vordermann gebracht. Am Sonntag nachmittags beruhigt sich der Scirocco etwas, so nehmen wir am Montag den kurzen Sprung von 29 Seemeilen zu der Marina di Nettuno bei Anzio in Angriff.
Am Ostermontag sind natürlich alle Marinabüros geschlossen und der Tower weist uns einen Längs-Liegeplatz beim Tower zu. Liegekosten in dieser Jahreszeit: 14 Euro.

18. bis 26. April, Nettuno - Ponza - Ventotene - Ischia - Salerno - Agropoli
Am nächsten Morgen legen wir in Richtung pontinisches Archipel los, unsere Lieblingsinseln. Nach 6 Stunden Fahrt mit leichten achterlichen Winden kommen wir in Ponza an. In den diversen Buchten auf der Leeseite ist ein leichter aber erträglicher Schwell aus SE vorhanden. Wir ankern schlussendlich beim Hafenbecken wo es am ruhigsten ist. Am späteren Nachmittag, als ich den Holzkohlegrill angeworfen hatte, beginnt sich ein steiler Schwell aus ENE aufzubauen. Das Grillade-Programm wird vertagt und wir versetzen uns in die Bucht Cala del Frontone, ausserhalb des Hafens, wo man auch mit wesentlich mehr Kette auf gutem Sandgrund ankern kann.
Die ganze Nacht werden wir ganz gewaltig durchgeschüttelt, rundherum gehen Gewitter durch. Kein Nachtessen und auch kaum Schlaf. Nur eine grosse amerikanische Segeljacht harrt es mit uns aus.
Am nächsten morgen ist es endlich wieder ruhig und wir können mit dem Beiboot einkaufen gehen. Ponza bedeutet für mich immer eine grosse Auswahl an frischen Fischen und so füllen wir die Kühlbox für drei Tage.

 
Ponza    links: scoglio Evangelista für einmal ganz allein. rechts: Cala del Frontone. Es blüht in voller Pracht.

Hinter der Gewitterfront macht ein steifer NW wieder den Himmel klar, so bleiben wir für zwei weitere Tage in Ponza die wir noch nie in einer "jachtlosen" Jahreszeit geniessen konnten. Baden wie im Sommer kommt aber überhaupt nicht in Frage. Die Wassertemperatur ist so um die 15°C...
Am 21. nachmittags nehmen wir den kleinen Sprung nach Ventotene in Angriff. Im exzellent geschützten römischen Hafen ist zwar noch genügend Platz, jedoch dort anzulegen ist nicht so angenehm da das Hafenbecken sehr klein und das Manövrieren bei Wind schwierig ist. Nahe dem Kai liegen zudem grosse Felsen unter Wasser und man müsste soviel Abstand halten, dass nicht einmal unsere Passerelle genügen würde um an Land zu gelangen. Im neuen Hafen ist mehr als genug Platz vorhanden. In diesem Hafen haben wir aber einige schlechte Erlebnisse bei Winden aus Nord bis Osten gehabt, da dann ein erheblicher Schwell unter der wohl ökologisch besseren, aber für Hafenlieger wesentlich schlechteren Lösung der durchlässigen Dämme entsteht. Wir fragen mal den Betreiber des Schwimmsteges, der Murings und Strom bietet (kein Wasser), mit welchen Kosten pro Tag wir zu rechnen haben. Die 46 Euro in dieser Jahreszeit sind uns entscheidend zuviel so machen wir längs an der Innenseite des Dammes fest. Kein Strom, kein Wasser, kostet aber auch nichts. Die Nacht war recht ruhig. Kein Schwell.
Am nächsten Tag geht es nach Ischia Casamicciola, in die Marina Cala degli Aragonesi weiter. Wir waren vor einigen Jahren schon da. Etwas lärmig, aber ganz ordentlich. Für Ischia sind die Liegegebühren, auch in der Nebensaison sehr bescheiden, 20 Euro pro Tag. Wir bleiben zwei Nächte in Casamicciola und schalten einen Besuch von Pompeii via Fähre und Eisenbahn ein.

 
Ischia   links: ein Brunnen in Casamicciola. rechts: Rondinara hat einen neuen Teppich bekommen

Weiter geht es dann an einem Tag mit totaler Windflaute in Richtung Amalfi-Küste. Kaum ausserhalb des Hafens Casamicciola winken uns zwei junge Italiener auf einer Segeljacht Comet 52 mit grossen Gesten zu und fragen, ob wir sie bis Capri schleppen könnten wo das Boot in den nächsten Tagen an eine Regatta teilnehmen sollte. Ihr Motor sei abgestorben und die Dieselleitungen voller Holzsplitter aus irgendeinem Umbau am Boot. Die Kerle waren die ganze Nacht wach und werkelten an ihrem Motor herum und waren sichtlich übermüdet. Na ja, ich habe PS genug und habe sie eben bis ausserhalb des Hafens von Capri abgeschleppt, wo sie dann Hilfe von Freunden bekommen sollten. Am Ziel angelangt, haben wir wenigstens noch ein kurzes Dankeschön bekommen.

 
Ischia   links: Castello Aragonese. rechts: kurz davor nehmen wir die Comet im Schlepp

Wir sind dann der wunderschönen Amalfi-Küste entlang weiter und wollten in Amalfi anlegen. Waren wir schon mal und es war noch ganz gut. Amalfi ist eine sehr hübsche kleine Stadt und im späteren Mittelalter war sie eine der 4 italienischen See-Republiken (Genua, Pisa, Amalfi und Venedig) deren Embleme das weisse Feld der heutigen italienischen Marineflagge schmücken. Die See-Republiken beherrschten damals den Handel zwischen Italien und den Ländern des Mittelmeers. Wir haben nur kurz in den Hafen hineingeschaut. Hoffnungslos vollgestopft mit Ausflugsbooten und Einheimischen.
Also weiter nach Salerno, wo wir vor vielen Jahren im Hafenbecken geankert haben. In der südöstlichen Ecke, dort wo man die Grossschifffahrt nicht stört, haben sich einige private Schwimmstegbetreiber breit gemacht. Der Tagespreis von 38 Euro für einen Liegeplatz schien uns auch überrissen, so sind wir wieder aus dem Hafenbecken raus und gleich nebenan im kleinen Hafen Masuccio Salernitano (gehört vermutlich der Gemeinde Salerno) hinein. Nicht viel Platz und auch niemand der Plätze zuweist. Schlussendlich haben wir in der innersten Ecke entlang der Mole angelegt. Die später zugekommene Kleinfähren hatten noch genug Platz und haben auch nicht unsere Anwesenheit kritisiert. Wieder eine kostenlose, ruhige Nacht.
Am nächsten Tag wollten wir bis nach Capo Palinuro, wo sehr schöne Ankerbuchten zu finden sind, und sind frühmorgens los. Ein schwacher Nordwester war nahezu ideal. Kaum eineinhalb Stunden später drehte der Wind nach Südosten und nahm zu. Keine Lust gegen Wind und Welle zu motoren. Also abdrehen und nach Agropoli in die südlichste Ecke des Golfes von Salerno. Dort angekommen fragten wir nach einem Liegeplatz an einem Schwimmsteg: 36 Euro! Über VHF fragte ich dann die Capitaneria, ob ich längsseits auf der Innenseite der Aussenmole festmachen könne, was sie nach langer Rückfrage bei den Vorgesetzten schlussendlich gestatteten.
Ein später dazugekommenes französisches Segelboot gesellte sich zu uns. Das Wetter verschlechterte sich am nächsten Tag weiter und es regnete. Die Boys der Capitaneria kamen im Laufe des Vormittags vorbei und sagten uns, wir sollen uns auf die Aussenseite der Innenmole verholen, da am Nachmittag eine Einheit der Guardia Costiera unseren Liegeplatz an der Aussenmole in Anspruch nehmen würde. Na ja, zähneknirschend folgten wir dem Befehl. Am Nachmittag kam natürlich kein Schiff der Guardia Costiera an...
Wir nutzten die Gelegenheit des schlechten Wetters mit Einkaufen und Wäsche in einer Wäscherei waschen lassen.

 
links: Amalfi. rechts: an der Aussenseite des inneren Wellenbrechers in Agropoli

27. April bis 10. Mai, Agropoli - Capo Palinuro - Maratea - Cetraro - Vibo Valentia - Eolische Inseln
Bei bedecktem Himmel, frischer Temperatur und schwachem Wind von SE nach NW drehend, verlassen wir Agropoli in Richtung Süden.
Etwa 8 Seemeilen südöstlich von Capo Palinuro lassen wir den Anker in der Mitte der nahezu rundum geschlossenen Bucht Cala degli Infreschi fallen.
Wir sind allein und lassen uns entsprechend viel Platz zum Schwojen. Es ist hier sehr schön und machen am nächsten Tag einen längeren Spaziergang an Land.
Der Himmel ist immer noch verhangen und zeitweise regnet es. Wir bleiben eine weitere Nacht in dieser Bucht.

 
Cala degli Infreschi  wir sind ganz allein...

Am nächsten Tag weiterhin Regen, tiefen Wolken und ein wenig Schwell vom SE steht in die Bucht. Wir ziehen den Anker hoch, durchqueren den Golf von Policastro und machen längsseits an der Mole im Hafen von Maratea Marina fest. Hübscher Ort mit jedoch sehr bescheidenen Einkaufsmöglichkeiten. Nach einem ergiebigen Regenguss klart der Himmel auf und wir machen einen etwa halbstündigen Fussmarsch zu einem kleinen Dorf in der Höhe wo es bessere Einkaufsmöglichkeiten gibt. Sogar frische Fische bekommen wir dort.

 
Maratea   Sonnenschein nach dem grossen Regenguss

Am nächsten morgen geht es 30 Seemeilen südwärts nach Cetraro. In diesem neuen, nie fertiggestellten Hafen mit durchlöcherten Molen, machen wir, nach Anweisung der Capitaneria, längsseits an eine Pier fest. Ein schrecklicher ständiger Schwell zerfetzt unsere Fenderüberzüge und die Capitaneria zeigt kein Verständnis als ich sie frage, ob ich mich in die Ecke wo die Fischer sind verlegen könne, obschon genügend Platz vorhanden ist. Da wollen wir nicht lange bleiben!

 
Cetraro   links: die Hafenanlage. rechts: schöne Farben!

Also am nächsten morgen in der Frühe Leinen los und mit einem mässigen Südwester segeln wir die 48 Seemeilen nach Vibo Valentia Marina wo wir am Pontile Carmelo einen Liegeplatz mit Murings und Heck zur Pier bekommen. Franco, der Betreiber und seine Frau sind sehr hilfsbereit, organisieren uns eine neue Gasflasche, neue Fenderüberzüge und die Wäscherei. Die Kosten für zwei Tage, für die Gasflasche und für die Fenderüberzüge, gerade bescheidene 90 Euro! Am zweiten Tag mieten wir ein Auto und machen eine Landtour nach Tropea, Scilla (der Felsen vor der Strasse von Messina wo die Sirenen mit ihrem betörenden Gesang die Kommilitonen von Odysseus ins Verderben zogen) sowie nach Serra San Bruno, in das bewaldete Innere Kalabriens. In Vibo Valentia Marina gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten, auch frische Fische! Also füllen wir unsere Vorräte auf.

 
Vibo Valentia Marina   am Pontile Carmelo
 
Tropea   links: die Burg auf dem Felsen. rechts: die Marina.
 
Scilla   links: die Häuser an der Wasserfront. rechts: der Felsen des Meeresungeheuers (die Sirenen des Odysseus).

Das weitere Reise-Programm sieht vor, mal die eolischen, oder liparischen Inseln in einer Saison zu erleben, wo noch kein Grossandrang herrscht.
Wir lieben diese Inseln in ihrer schroffen vulkanischen Schönheit, die kleinen Dörfer mit schneeweissen Häusern und waren mindesten schon zehn mal dort.
Das erste Ziel das man normalerweise in den eolischen Inseln anpeilt ist Stromboli. Ist die nördlichste und am nächsten zu Kalabrien.
Die Fahrt dorthin verlief zunächst noch ganz friedlich aber so etwa auf Höhe der Strasse von Messina, obschon in etwa 25 sm davon entfernt, nahm der Wind zu und eine extrem kabbelige Kreuzsee, vermutlich durch die Strömungen verursacht, schüttelte uns durch und durch. Weiter Stromboli anzupeilen und dort in ziemlich offenem Wasser zu ankern schien uns nicht sehr ratsam und wir änderten den Kurs in Richtung Vulcano wo sicher besserer Schutz zu erwarten war. Lange begleitete uns eine grosse Gruppe von Delfinen die wir leider wegen dem überkommenden kalten Wasser nur aus dem geschlossenen Steuerstend schlecht beobachten konnten. Nach etwa drei Stunden Schauklerei, als sich der Einfluss der Strömung beruhigte, war die Weiterfahrt dann wesentlich angenehmer. Wir erreichten die westliche Bucht von Vulcano (Porto di Ponente) am späteren Nachmittag und liessen den Anker über etwa 8 Meter Sandgrund fallen.
Der nächste Tag war mit der Demontage der Stangen/Kreuzgelenksteuerung und der Suche nach dem schreiendem Lärm vom Vortag. Wie üblich lässt sich so was ohne weitgehenden Ausbau in sehr beengten Platzverhältnissen nicht erreichen. Der Befund war nicht gerade ermutigend. Die Achse eines Umlenkgetriebes war ziemlich gerostet und angefressen. Das Nadellager total blockiert. Nach einer totalen Reinigung und Neufettung war wenigstens der Reiblärm weg aber das Spiel an der Achse (daran ist der Zahnkranz des Autopilots befestigt...) ist immer noch gross. Bis Ende unseres Törns sollte es aber reichen.

 
Vulcano   links: die Bucht "Porto di Ponente" mit dem Vulkan. rechts: die Aussicht auf die beiden Buchten zwischen Vulcano und Vulcanello sowie Lipari und Salina im Hintergrund.

Nach zwei Ruhetagen in Vulcano und Besichtigung des beeindruckenden Inselinneren, wo einige landwirtschaftliche Betriebe angesiedelt sind, mit einem gemieteten vierrädrigen Motorrad drehte der Wind nach Nordwesten, was das Liegen in der West-Bucht verunmöglicht, und wir entschieden uns für die Cala Zimmari im Südwesten von der Insel Panarea, die gegen N bis W guten Schutz bietet. Diese Bucht ist bei "Yachties" die beliebteste in den ganzen eolischen Inseln und entsprechen überfüllt in der Hauptsaison. Jetzt waren wir völlig allein! Ein Traumzustand! Am anderen Tag zwang uns ein Schwell von SW uns nach Lipari in die grosse Bucht zu versetzen. Wir wollten sowieso Diesel Bunkern. In Lipari ankerten wir mit 100 m Kette über 33 m Wassertiefe. Ist in Lipari und an vielen Orten bei den eolischen Inseln eben so... Es gibt in Lipari, abgesehen von dem ewig überfüllten kleinen Hafen auf der Nordseite der Bucht sonst nur noch zwei Schwimmstege die aber gegenüber dem Schwell ziemlich ungeschützt sind. In der Bucht waren nur zwei grössere Segeljachten vor Anker. Lipari eignet sich gut fürs Einkaufen. Supermarkt, Früchte- und Gemüsehändler, Metzgereien, Fisch-Stände und Bäckereien gibts genug und wir nutzten auch entsprechend dieses Angebot.
Am nächsten Tag fuhren wir dann nach Salina in die kürzlich eröffnete Marina von Santa Marina Salina und legten dort, Heck an der Pier mit Muringleine an.
Die Insel Salina kannten wir bisher relativ schlecht und hier mieteten wir uns ein dreirädriges, windgeschütztes Motorrad, bei dem man wenigstens nebeneinander sitzen kann, und besuchten das sehr schöne und grüne Inselinnere.

 
Salina   links: die Marina in Santa Marina Salina. rechts: das Dorf Rinella und im Hintergrund der Aetna mit dem verschneiten Gipfel sowie die Insel Filicudi.

Am Raymarine Combi-Instrument funktioniert das Echolotmodul nicht mehr! Die lakonische Meldung "No Data" zwingt mich zu einer erfolglosen Überprüfung aller Kabel und Stecker. Meine email mit der Beschreibung des Fehlers an den Support des Herstellers wird mit der Diagnose "Modul defekt, in das Herstellerwerk zur Reparatur schicken" prompt beantwortet. Hmmm! nicht gerade ermutigend... von wo und wie schicken? Wann und wo kriege ich es zurück? Eine weitere email an die italienische Vertretung Deckmarine (von dort habe ich das System her) und eine gleichlautende Antwort.
Am Tage darauf drehte der Wind wieder nach E/SE und wir gingen zurück nach Vulcano Ponente. Um halb zwei in der Nacht drehte der Wind wieder nach NW (schon einige male hier so erlebt) und wir mussten die Halbinsel Vulcanello umrunden, um auf der anderen Seite in der Bucht Porto di Levante wieder den Anker fallen zu lassen. Im laufe des Tages wende ich mich an die Servicestelle von Raymarine Elettromar in Sizilien. Er habe ein passendes neues Modul an Lager und könne das defekte Teil sofort auswechseln. Welche gute Nachricht! Also von Vulcano Levante los und zu der Marina innerhalb des Hafens von Milazzo.

10. Mai bis 19. Mai, Eolische Inseln - Milazzo - Messina - Riposto - Roccella Ionica - Le Castella - Cirò Marina - Santa Maria di Leuca
In der Marina in Milazzo bekommen wir einen Liegeplatz längs an dem äusseren Schwimmsteg. Im breiten Hafenbecken und mit den vielen Fähren und Schiffen in Bewegung ist ein mittlerer (nach dem in Cetraro erlebten...) Schwell gerade noch erträglich. Der Liegepreis mit 60 Euro ist sehr hoch. Das höchste bisher.
Am nächsten morgen, relativ pünktlich nach süditalienischem Begriff, kommt der Monteur der Raymarine Servicestelle und wechselt das defekte Teil aus. Auch ohne Kaufbeleg wird die Garantiezeit von 2 Jahren (dieses Modul gibt es noch nicht so lange) akzeptiert. Arbeit und Ersatzteil gratis! Ich bin sehr angenehm überrascht, das ist Kundenorientierung! In einer email bedanke ich mich für den beispielhaften Service bei Raymarine, der italienischen Vertretung Deckmarine und der örtlichen Vertretung Elettromar.
Wir wollen nun nicht länger in Milazzo bleiben und profitieren nur noch vom schönen Fischmarkt für das Nachtessenprogramm der nächsten 2 Tage.
Weiter gehts durch die immer wieder faszinierende Strasse von Messina und wir erwischen die Gegenströmung. Die vom Internet heruntergeladene Strömungstabelle habe ich allemal falsch interpretiert. Na ja, mit unserem starken Motor ist auch dies kein Problem. Es ist inzwischen schon nachmittags 17 Uhr, der nächste Hafen auf der sizilianischen Seite ist noch zu weit weg und geschützte Buchten gibt es nicht. Also, Marina di Messina: eine Steganlage am Eingang des Hafens von Messina. Die Stege sind über etwa 15 Meter Wasser verankert und sämtliche Fähren die Sizilien mit Kalabrien verbinden, fahren in kurzer Entfernung daran vorbei. Der Schwell ist entsprechend...aber solange keine Schäden, für eine Übernachtung erträglich...Die Marina gehört dem gleichen Betreiber, wie die von Milazzo. Wir erwarten also einen gesalzenen Preis und der wird mit ebenfalls 60 Euro auch so.

 
Messina   links: der berühmte animierte Glockenturm mit den vergoldeten Figuren. rechts: die Stadt mit der Einfahrt zum Hafen.

Am frühen morgen fahren wir los und fahren bei prächtigem, ruhigem Wetter, der sizilianischen Küste entlang, mit herrlichem Blick zu den immer noch schneebedeckten Aetna, an Taormina vorbei, nach Süden bis zu der neuen Marina in Riposto.

 
Taormina   links: vom Norden. rechts: vom Süden

In der Marina Riposto bekommen wir einen guten Liegeplatz mit Muringleine und Heck an der Pier zugewiesen. Die Marina macht einen gepflegten Eindruck. Die Versorgungsmöglichkeiten in der Marina sind sehr beschränkt. In der Stadt Riposto schon viel besser. Der Fisch- und Gemüsemarkt eine Augenweide! Das Angebot sehr reichhaltig und qualitativ sehr gut. Der aufmerksame Leser wird sich spätestens hier zwei Fragen gestellt haben:
- was ist das immer mit den Fischmärkten und Fischläden? Na ja, uns schmeckt Fisch sehr gut, ich kenne mich mit Fisch sehr gut aus und kann es auch "rassenrein" kochen.
- warum sind sie bis nach Riposto hinuntergefahren, wenn sie in Richtung Griechenland wollen? Einfache Antwort: ich habe nahe Catania zwei Cousins, die wir seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen hatten. Also Besuch bei den Cousins und von ihnen bekommen wir unter anderem zwei grosse Säcke mit frischen, echten sizilianischen und wirklich unbehandelten Zitronen.
Nach zwei Uebernachtungen in Riposto nehmen wir den Reiseabschnitt in Angriff, der uns in bisher noch unbekannten Gebieten führt. Also ab hier sind wir auf Hafenführer, Törnberatungen Internet-Berichten usw. angewiesen.


Riposto   mit herrlichem Ausblick auf den immer noch schneebedeckten Aetna

Von Riposto aus ist unser erstes Ziel Roccella Ionica. Dort kommen wir nach einer 11-stündigen Ueberfahrt, die zweite Hälfte der Strecke begleitet durch einen schönen, beständigen Vierer aus NW. Etwas vor Roccella Ionica konnten wir diesmal wesentlich besser eine Delfin-Schule beobachten. Die faszinierenden Tiere begleiteten uns lange und sichtlich vergnügt an unserem Bug.
Der Hafen von Roccella Ionica ist eine schöne, gut gebaute Anlage mit Kammstegen. Einige Teile beginnen aber leider zu vergammeln. Es fand sich scheinbar nie einen Betreiber, der die Hafenanlage übernehmen wollte. Das kann ich auch verstehen weil die Lage von Roccella Ionica höchstens für durchreisende Jachten interessant sein kann. Bislang wird die Marina durch die Capitaneria verwaltet. Das Liegen kostet nichts aber es gibt natürlich auch kein Wasser und keinen Strom obschon alle Einrichtungen vorhanden sind. Im Hafen sind neben einheimischen Booten einige wenige Dauerlieger und ein paar havarierte Schiffe die auf Reparatur warten. Richtige Wracks sind aber keine vorhanden. Für die Versorgung muss man einen halbstündigen Fussmarsch zum Dorf in Kauf nehmen. Das Wetter ist nicht gerade einladend. So bleiben wir für einen weiteren Tag hier.
Die nächste Etappe liegt wieder etwas weit, Nach etwas weniger als 11 Stunden, schwachem südlichen Wind und wieder unter Begleitung einer grossen Schule Delfine erreichen wir den kleinen, völlig rundum geschlossenen Hafen von Le Castella wo wir mit Muringleine und Heck an der Pier festmachen. Le Castella ist ein kleiner Hafen der von der Lega Navale verwaltet wird. Der Liegeplatz ist für die ersten drei Tage gratis. Im Hafen sind neben Dauerlieger einige wenige Boote aus diversen Nationen auf der Durchreise. Das Dorf Le Castella ist nahe einem grösseren aragonesischen Schloss (daher der Name) gelegen und bietet genügend Einkaufsmöglichkeiten.

 
Links im Hafen von Roccella Ionica und rechts im Hafen von Le Castella

Am nächsten Tag, bei totaler Flaute, führt uns die nächste kleine Etappe nach Cirò Marina. Neuer, schöner aber nie fertig gebauter Hafen der sich so langsam von selbst zerstört. Bei der Einfahrt fragte ich bei der Capitaneria nach, wo ich anlegen könnte. Sie antworteten, dass an der Innenseite der äusseren Mole Liegeplätze für durchreisende Jachten vorgesehen ist, aber weil die Mole abgesackt ist, ist das Anlegen dort verboten. Wir fahren trotzdem in den Hafen hinein und ein älterer Mann winkt uns zu der inneren Ecke der Aussenmole. Auf meine Frage hin, ob das nicht verboten sei sagte er mir, die Capitaneria wolle keine Verantwortung übernehmen und gestattet das Anlegen nicht, wenn das jemand trotzdem tut, dann auf eigene Gefahr und sie drücken die Augen zu. Der Hafen wurde am falschen Ort gebaut. Wenige 100 Meter östlich des äusseren Wellenbrechers steigt die Wassertiefe steil gegen 100 Meter. Die grossen Betonklötze am Wellenbrecher seien so langsam in die Tiefe verschwunden und bei Sturm hätten die Wellen die Mole über- und unterspült. Wenige Stunden später gesellen sich zwei weitere Segeljachten zu uns und machen ebenfalls längsseitig an. Cirò Marina hat ein paar Hotels und schöne Strände. Lebt im Sommer vom Tourismus. In dieser Jahreszeit wirkt es aber ziemlich ausgestorben. Genügend Einkaufsmöglichkeiten sind vorhanden. Auch frische Fische kriegt man hier ;-).
Eigentlich wollten wir entlang der kalabrischen Küste nach Norden bis zu der Marina laghi di Sibari fahren. Das Wetter war am nächsten Tag aber so schön, der Wind günstig und nicht so stark, der Wellengang angenehm, dass wir uns spontan für die Durchquerung des Golfes von Tarent entschieden haben. Nach einem herrlichen Segeltag erreichen wir nach beinahe 12 Stunden und 58 Seemeilen den Hafen Santa Maria di Leuca an der südlichsten Spitze von Apulien, üblicher Ausgangspunkt für die Durchquerung der Strasse von Otranto in Richtung Korfu. Santa Maria di Leuca ist ein kleiner Ort der ebenfalls vom Tourismus lebt und genügende Einkaufsmöglichkeiten bietet. An den Schwimmstegen kann man längs oder mit Muring und Heck oder Bug zum Steg anlegen. Im Hafenbecken war es ziemlich windig und wir legten längsseitig an. Die Liegegebühr war happig! Ganze 46 Euro!

 
Santa Maria di Leuca   links: Delfine begleiten uns. rechts: eine schöne Villa im maurischen Stil

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